Dienstag, August 29, 2006

Karibik oder: einfach anders

Ort... ORANGE WALK, Belize
Wetter... 25-32 Grad Celsius, sonnig-unterschiedl. bewoelkt

inzwischen besuchte Orte: PALENQUE, Chis. und CHETUMAL, Quintana Roo (jeweils MEX)

Ein herzliches >>hallo<< aus Orange Walk!
Zuerst aber noch zu den vergangenen Tagen: Vorgestern nahmen wir einen Kleinbus von Markt in Flores nach Bethel, wo wir den guatemaltekischen Ausreisestempel erhielten. Anfangs bewegten wir uns noch auf Asphaltstrasze in gutem Zustand fort, danach folgten jedoch immer schlechtere (Schotter, Erde, ...) und schmaelere Wege. Auch ein Reifenplatzer durfte wieder einmal nicht fehlen. Man wundert sich dann schon, dass sich in solch abgelegenen Gegenden ueberhaupt Migrationsbueros befinden. Schlieszlich erreichten wir dann das Oertchen (besser gesagt einen Platz, an dem es zwei Huetten, eine tienda und einen Bootanlegeplatz gibt) La Tecnica am Rio Usumacinta. Es folgte die Bootsueberfahrt nach Frontera Corozal, das schon wieder in Chiapas liegt.
Sehr abenteuerlich, und danach folgte noch meine bisher schoenste und beeindruckendste Fahrt, und zwar im Mikrobus durch die wunderbar fruchtbare Landschaft von Chiapas nach Palenque. Auf der Strecke liegen Orte/Siedlungen mit klingenden Namen wie etwa El Paraiso, El Sacrificio, Emiliano Zapata, Ojo de Agua, San Jose Eden, La Cascada u.v.m.
Yaxchilan besuchten wir also doch nicht, dafuer aber Palenque (gestern), wofuer es ein einziges Wort gibt: enttaeuschend. Tikal mejor, mucho mejor, am besten, wenn man fit ist.
Dafuer ist jedoch der chiapanekische Kaffee sehr gut. Am Abend nahmen wir einen Nachtbus nach Chetumal, das im Bundesstaat Quintana Roo (benannt nach einem mexikanischen Freiheitsdichter) auf der Halbinsel Yucatan und an der Grenze zu Belize liegt. Der eigentliche Grund, diese Stadt zu besuchen, waren ca. 10 T-Shirts und einiges mehr. Die Rucksaecke leichter machen, so lautete das Motto. Gesagt getan, sendete ich heute frueh ein Paket mit 6,5 Kilo Richtung Oesterreich. Ich hoffe, es kommt auch an; deswegen benachrichtigt mich bitte hier, wenn es so weit ist.
Dann gings mit einem tuerkisen alten amerikanischen Schulbus zur Grenze nach Belize, wo jedoch zunaechst fuer ein paar Stunden Schluss war: Die Schweizer benoetigen fuer Belize naemlich ein Visum, was wir nie angenommen hatten. So musste sich Muriel, mit einigen Problemen verbunden, ein Visum um 50 Belize-Dollar (1 US-$ = 2 Belize-$) kaufen. Und das nur, weil sie einen schweizer Pass besitzt. Ich als Oesterreicher konnte problemlos und relaxed einreisen.
Belize: ein Land, das man eher zur Karibik als zu Amerika zaehlen sollte - Lebensstil, Architektur, einfach alles besitzt karibischen Flair. Spanisch/Castellano und Englisch (eigentliche Amtssprache) werden von fast jedem beherrscht, daneben auch diverse Kreoldialekte, Garifuna u.v.m. gesprochen. Eine sehr entspannte Atmosphaere kann man hier folglich finden, die liegt in der Luft. Wir sind nun in Orange Walk, auch Sugar City genannt. Das sind coole Namen, ich moechte auch einen Reisepass haben, der hier ausgestellt ist. Kein Problem, meint Ruben Campos, der bei der Sugar City Radio Station (S.C.R.S.) derzeit hauptbeschaeftigt und sonst in vielen Bereichen taetig ist, schon einmal Minister in Belize war und einen Diplomatenpass besitzt.
Peace out & enjoy! Chris

Freitag, August 25, 2006

Maya-Dschungel

Ort... FLORES, El Petén
Wetter... 24-32 °C, unterschiedl. bewoelkt-vereinzelt Schauer & Gewitter, schwuel, feuchte Hitze

inzwischen besuchter Ort... TIKAL, Petén

Nach einem wunderschoenen Badeerlebnis vorgestern (Schwimmen im Atitlán-See) bin ich gestern bald mit dem Boot nach Panajachel, wo ich ohne grosze Probleme meine VISA-Notkarte, die per UPS von Oesterreich verschickt wurde, beim "Cargo Express" in Empfang nehmen. Das Ganze dauerte 8 Tage.
Danach nahmen wir gemeinsam mit Muriel (Luca stoeszt wahrscheinlich in Honduras wieder zu uns) einen Shuttle nach Guatemala City. McDonald's - oder besser McMurder bzw. McKiller - findet man hier alle 20 Meter. Wir gingen in ein pseudo-asiatisches Restaurant, wo ich mir mit dem Verzehr von so genanntem "Wantan" eine Lebensmittelvergiftung holte, die erst heute, am Tag danach, so richtig ausbrach.
Stichwort heute: Wir besuchten die antike Maya-Staette Tikal, wohin wir von Guate aus gelangt waren. Der Klimaunterschied ist enorm, Tikal befindet sich mitten im guatemaltekischen Regenwald. Dieser Ort ist einfach magisch - gemeinsam mit all den Tierkonzerten, die hier tagtaeglich gratis gegeben werden, kann man sich das gar nicht vorstellen, so anders ist es hier.
Nun sind wir in Flores, einem malerischen kleinen Staedtchen, inselmaeszig, und auch hier picken die Kleider nur so am Koerper. Es regnet, obwohl es strahlend sonnig ist und nurn in Entfernung Wolken zu sehen sind.
Wenn es mir morgen so einigermaszen gut geht, machen wir uns auf zur guatemaltekisch-mexikanischen Grenze, um uns dann Yaxchilán und nur eventuell Palenque anzusehen.

Montag, August 21, 2006

die blaue Lagune

Ort... SAN PEDRO LA LAGUNA, Sololá
Wetter... tagsueber sehr warm und sonnig, nachts sehr kuehl und regnerisch

inzwischen besuchter Ort: LA ANTIGUA GUATEMALA, Sacatepéquez

Nach dem Marktbesuch (eher enttaeuschend, nichts Besonderes) in Chichicastenango nahmen wir natuerlich wieder einen (bzw. mehrere) Chicken-Bus(se) nach Antigua. Der Busfahrer fuhr so, als wuerde sein Leben auf dem Spiel stehen, wenn er langsamer fahren wuerde... Aber das "Recuerda: Diós te ama!" ("Erinnere dich: Gott liebt dich!") oder aehnliche Sprueche auf den buntesten Bussen legitimieren ja die amuesante Fahrweise, wie wir bereits herausgefunden haben.
Antigua selbst (am Markt ertoent andauernd die Tom-und-Jerry-Musik "Vielen Dank fuer die Blumen" in der Instrumentalversion) ist bei Weitem nicht so toll wie oft angepriesen, es gibt deutlich interessantere Staedte. Jedoch findet man auch hier sehr exotische Plaetze, wie etwa das Restaurant "Wiener", das von einem Oesterreicher betrieben wird. Lange ist es her, dass ich heimische Kueche genieszen konnte. Den Besuch in diesem Gasthaus, das ein Stueckchen Heimat nach Zentralamerika bringt, lassen wir uns natuerlich nicht entgehen: Ich bestelle eine Knoblauchcremesuppe mit Croutons und ein Wiener Schnitzel mit Erdaepfelsalat, Veronika einen Kaiserschmarrn. Jener von Papa ist natuerlich koestlicher, aber trotzdem war das Essen ausgezeichnet. Am Abend dieses Tages rauchen wir die eigentlich nicht rauchbaren Zigarren, die wir am Markt von Chichi um je 5 Eurocent (!) erstanden haben. Das Ganze passierte im Rahmen einer netten Runde mit u.a. Lou, einem amerikanischen Kriegsverweigerer (Tattoo auf seiner rechten Hand, wird sichtbar beim Salutieren: "Fuck You") und Biologen, der seit 5 Jahren im Petén nahe Tikal lebt, schon circa 20 Mal ausgeraubt wurde und mir abkauft, dass ich aus Kasachstan sei.
Am 18. August dann verlaesst uns Veronika (ihre weitere Route: Tikal-Belize-Cancún-Kuba-Yucatán-Cancún-Muenchen; die Endstationen meiner zwei schweizer Mitreisenden Muriel und Luca lauten uebrigens Lima/Perú bzw. Buenos Aires/Argentinien). Eines der zwei Highlights in/um Antigua folgt am Abend des selben Tages: Der Buena Vista Social Club mit zwei Originalmitgliedern tritt 15 Meter von unserem Hotel entfernt in einer Bar auf - kubanische Musik vom Feinsten.
Nichtsdestotrotz scheint mich das Unglueck in Guatemala regelrecht zu verfolgen: In der Nacht regnet es in unser Zimmer - alle von mir am Boden verteilten Sachen (wer mich kennt, weisz, wie ich das immer mache) werden nass, mein Footprint-Reisefuehrer traegt den meisten Schaden davon. Als ich die aeltere Besitzerin frage, was das soll, fragt sie mich, wer uns dieses Zimmer gegeben habe, da es nun angeblich "unbenuetzbar" sei. Auch ihr Sohn wird frech. Die Sachen, die ich im Hof zum Trocknen aufgelegt habe, werden einfach weggeraeumt. Wir wechseln fuer eine weitere Nacht in Antigua die Unterkunft.
Um 16 Uhr gehts auf zum zweiten Highlight: Wir erklimmen den Volcan de Pacaya (2.500m) (fast). Faszinierend: Der Vulkan ist aktiv, glutrote Lavastroeme flieszen ein paar Meter neben uns runter, es ist hoellisch heisz, wir bewegen uns auf erstarrtem Lavagestein.
Gestern nehmen wir Busse nach Panajachel und fahren von dort mit dem Motorboot nach San Pedro La Laguna: sehr entspannte Atmosphaere, besser als Panajachel, auf jeden Fall huegeliger, alternativ. Auf den Hausmauern wird man hier andauernd auf religioese Wertigkeiten und Rettungen hingewiesen ("Erinnere dich: Gott liebt dich", "Jesus ist deine einzige Hoffnung", "Nur Jesus kann dein Leben aendern", "Suche Gott", ...). Und schon erscheint die alte, betagte Maria, die fragt, ob ich nicht etwas gewaschen haben will. Ich habe sie sofort lieb gewonnen und am Tag darauf (heute) gebe ich ihr auch meine Kleider, wofuer sie sich bedankt.
Nun warte ich geduldig auf meine neue Visakarte. Wenn ich sie habe, gehts direkt nach Tikal und dann raus aus Guatemala, ins schoene Mexiko.
Cristóbal

Donnerstag, August 17, 2006

"Scheiss Solala"

Ort... CHICHICASTENANGO, El Quiché
Wetter... 14-26 ºC, meist sonnig

inzwischen besuchte Orte: PANAJACHEL, SOLOLÁ, SANTIAGO ATITLÁN (alle Sololá)

Am Montag fruehstueckten wir am Markt in Xela und marschierten danach zum staedtischen Friedhof, welcher mich an jenen in Buenos Aires erinnerte. Schoen und friedlich! Danach nahmen M, L und V wie geplant einen Chicken Bus nach Panajachel, am Lago Atitlán gelegen.
Dieser See ist umgeben von Vulkanen und eine der Hauptattraktionen fuer Toursiten in Guatemala. Auch gibt es hier einen Doppelgaenger von Carlos Santana.
Einen Tag spaeter, am 15.08. (bei uns "Mariae Himmelfahrt", hier "Virgen de la Asunción"), fuhren wir auf der Ladeflaeche eines Pick-Ups gemeinsam mit weiteren ca. 25 Personen in die nahe gelegene Stadt Sololá, da hier an jenem Tag ein groszes Fest stattfinden sollte. So war es auch - ein groszes Fest, vor allem fuer "meinen" Taschendieb: Ich spaziere zwischen den Standln am Markt entlang, wo ich zuerst gar nicht hin wollte (ich suchte lediglich Postkarten); "Haut an Haut, Kleider an Kleider" heiszt das Motto, kein Platz rechts, kein Platz links, kein Platz vorne, kein Platz hinten. Um noch irgendwie irgendwo durchzukommen, musste ich meine Haende Richtung Himmel strecken. Als ich eine Bananenmilch kaufen will, merke ich, dass meine Brieftasche, die ich in der linken Hosentasche hatte, weg ist. Ich kann es nicht glauben, denn ich bemerkte den Raub nicht - "alles" weg: 150-200 Euro (in Quetzales, der guatemaltekischen Waehrung), VISA-Kreditkarte, Personalausweis, Studentenausweis, Telefonkarten, EZLN-Taschenkalender, ... Ich habe jedoch Glueck im Unglueck: Kamera mit allen Fotos (in der rechten Hosentasche) und Reisepass habe ich noch. - Dasselbe passiert Muriel: Auch ihre Brieftasche wird zeitgleich, aber unabhaengig von meiner gestohlen, ebenfalls aus dem Hosensack. Ich gehe sofort zur Polizei und lasse den Raub dokumentieren.
Ich begebe mich zurueck nach Panajachel, wo ich mich mit Jean-Pierre treffe, den ich in San Cristóbal kennen lernte. Er laedt mich zum Essen ein und spaeter in sein Heim, wo wir uns (M und ich) etwas vom Schock erholen koennen.
Gestern standen wir frueh auf, um am See Fotos zu machen. Danach ging es mit dem Boot nach Santiago Atitlán. Das Highlight des Besuches hier war sicherlich das Ritual um Maximón, einem Volksheiligen (auch San Simón genannt). Die Echtheit dieser Zeremonie (in diesem Kontext) ist jedoch meiner Meinung nach anzuzweifeln, weil Touristen andauernd dorthin gefuehrt werden; fuer einen Euro darf man Fotos machen.
Der unruhige Chicken Bus brachte uns heil nach Chichicastenango, wo wir uns heute auf dem groeszten Markt Lateinamerikas aufhielten.
Hier ist es vor allem am Abend, in der Nacht und am Morgen extrem kalt - nun bin ich schon laenger staerker verkuehlt... ich dachte, ich fahre in den Sommer, dabei kommt es mir hier eher wie im Winter vor (liegt wohl an der Hoehenlage).
Hasta luego,
Euer Chris

Montag, August 14, 2006

¡Quetzal!

Ort... QUETZALTENANGO/XELAJÚ, Quetzaltenango, Guatemala
Wetter... 14-26 ºC, meist sonnig-Regen (Huehuetenango)

Gestern um 6:45 Uhr frueh nahmen Muriel, Luca (beide aus Bern/Schweiz), Veronika (Studentin in Wien) und ich einen Bus von San Cristóbal nach Ciudad Cuauhtémoc, einem Grenzort zu Guatemala. Wir besorgten uns schnell den Ausreisestempel ("Chiapas") und nahmen ein Taxi nach La Mesilla, das schon in GTM liegt (ca. 5 km entfernt). Die Grenzkontrolle hier laeuft sehr locker ab, man muss nicht einmal eine Touristenkarte ausfuellen (wie etwa in Mexiko). Der guatemaltekische Stempel ist einer der schoensten, die ich bisher gesehen habe.
Man kommt sich auch hier vor wie in einer anderen Welt (<--> MEX) - vielleicht kommt es von den vielen bunten, verzierten Chicken Buses (alte amerikanische Schulbusse), die hier Verwendung finden, ueberall halten und fast ueberall hinfahren. Im Bus nach Huehuetenango ertoente nette, authentische guatemaltekisch-oesterreichische Musik - wie etwa "Life is Live" von Opus. Diese sympathischen Busse sind gedroschen voll, die Rucksaecke werden auf die Daecher geworfen.
Wir mussten in Huehuetenango umsteigen, um zu unserem ersten richtigen Ziel - Quetzaltenango - zu gelangen. Xela (Kurzform fuer den Maya-Namen Xelajú) ist sehr interessant und ueberraschend ruhig, genau richtig, wenn man entspannen will.
Da wir hier bei keinem Bankomaten Geld abheben koennen, wollte uns der schon eher betagte Heliodoro behilflich werden. Er chauffierte uns in seinem Auto durch die ganze Stadt und suchen eine Person namens Fausto de Paz, die uns angeblich weiterhelfen koenne. Auffindbar war Fausto aber nicht. Nachdem uns Heliodoro Brot in einer panaderia gekauft hatte, ging es weiter zu einem Mirador auf einem Huegel, wo wir eine schoene Aussicht auf Quetzaltenango genieszen konnten (Vulkan Siete Orejas im Hintergrund).
Wir lieszen unseren aufregenden Tag mit einem Abendessen am lokalen Markt hinter dem Parque Centro América ausklingen. Heute ziehen wir weiter, wahrscheinlich zum Lago Atitlán.
Chris

Samstag, August 12, 2006

Meine Hauptstadt

Ort... SAN CRISTÓBAL DE LAS CASAS, Chis.
Wetter... 12-26 ºC, meist sonnig-unterschiedl. bewoelkt

Um die Fragen zum vorherigen Eintrag zu beantworten:
Das Treffen mit Marcos ist mehr als nur zufriedenstellend verlaufen, er hat mir als Gastgeschenk eine Sturmhaube mit der Aufschrift "EZLN" (Ejército Zapatista de Liberación Nacional = Zapatistische Armee der Nationalen Befreiung) ueberreicht, die ich sogleich aufsetzen musste (Hoeflichkeit). Er hat sein Gesicht wie von mir angenommen nicht enthuellt, also kann ich dir, lieber Vater, auch nicht sagen, ob er nun schwarze Haare hat oder nicht. Ich denke aber schon, den zwei, drei haben herausgeschaut. Einige Taxifahrer (deren Geschichten und Erzaehlungen und Fragen immer sehr amuesant sind) haben mir bereits berichtet, dass die USA den Kauf des mexikanischen Bundesstaates planen. Dies haben wir auch mit Marcos besprochen und sind zu dem Schluss gekommen, dass wir mehr Leute brauchen, um Chiapas nun endgueltig unanfechtbar zu machen. Er bat mich auch, einige Maenner und Frauen aus Europa zu rekrutieren, um fuer die EZLN und somit fuer Chiapas und die Gerechtigkeit zu kaempfen.
Der Hauch der Revolution weht aber meiner Meinung nach eher in Oaxaca als in Chiapas, hier in den Staedten sind nur wenige bis gar keine Zapatisten auszumachen. Man sieht aber linke Graffiti-Aufschriften wie etwa "EZLN", "¡Viva Zapata!" oder andere Sprueche. Jedenfalls wird das Revolution-Image sehr stark vermarktet, es gibt massenweise Zapatisten-Puppen zu kaufen, auch diverse T-Shirts und Postkarten mit diesen Motiven sind natuerlich dabei. Es gibt Bars, die die Namen "Zapata" oder "Revolución" tragen, ebenso wie Touranbieter, etc. Ich habe aber das Gefuehl, dass die Dichte der mexikanischen Polizei hier tatsaechlich dichter ist. Es wird aber versucht, die Zapatisten von Auszenstehenden abzuschirmen, Kontakte nach Auszen sind nicht erwuenscht.
Natuerlich habe ich die Proteste der linken Opposition (v.a. Anhaenger vom offiziell knapp unterlegenen López Obrador) mitbekommen, die es nach wie vor in eigentlich jeder Stadt gibt.
Ich stimme dir bezueglich Hauptstadtaenderung nicht zu - erstens klingt "Tuxtla Gutiérrez" revolutionaerer, und zweitens kann man in einer Stadt, die nicht Hauptstadt ist, ruhiger arbeiten, da nicht so viel Aufmerksamkeit auf sie gerichtet ist.
Ich bin jetzt also in San Cristóbal - einer der schoensten Staedte Mexikos; es handelt sich hierbei auch (wie bei Pátzcuaro) um ein "Pueblo Mágico", also einem "Magischen Dorf". Im Gegensatz zu Tuxtla ist S.C. vor allem nachts viel kuehler, fast kalt (2.100 Meter Seehoehe, viel hoeher als die Hauptstadt von Chiapas).
Morgen fahre ich kurz nach Chamula und Zinacantán, zwei indigene Doerfer im Umland von San Cristóbal. Anschlieszend, Sonntagmorgen, machen wir uns auf nach Guatemala. Yucatán & co. folgen freilich auch, allerdings nach Guatemala: Wir werden von Tikal/GTM wieder nach Palenque/MEX einreisen.
Sub-Subcomandante Cristóbal

Donnerstag, August 10, 2006

¡Revolución!

Ort... TUXTLA GUTIÉRREZ, Chiapas
Wetter... 21-33 ºC, sonnig-vereinzelt Gewitter

Was ich eigentlich von Chiapas erwartet hatte, durfte ich in OAXACA erleben:
Aus dem zuerst geplanten Fortgehen wird nichts. Alles (bis auf eine loncheria in der ganzen Stadt) ist geschlossen, Geisterstimmung macht sich ueber Oaxaca breit, Vollmond, menschenlose Straszen. Die Buerger sind bereits mit Eisenstangen bewaffnet, Feuer werden gelegt, Steinwalle werden aufgebaut, mit Autobussen Straszen gesperrt. Rauchschutzmasken und Sturmhauben liegen bereit. Alles wartet auf die Polizei - Anlass:
Die LehrerInnen protestieren gegen zu niedriges Gehalt und gegen die katastrophalen Bedingungen der SchuelerInnen, welchen nicht genuegend Material zur Verfuegung gestellt wird, kein Essen angeboten wird, etc. Es ist ein friedlicher Protest gegen die Oaxaca-Regierung, der seit Wochen andauert (Campingzelte und Schlafplaetze sind in der ganzen Stadt, vor allem rund um den Zócalo [zentraler Platz] verteilt). Touristen wird nichts angetan, im Gegenteil, freundlich begegnet. Ich geselle mich zu einer Gruppe von Mixe-Indigenen, darunter Verónica, die mich in ihr Dorf einlaedt: Fixpunkt fuer meine naechste Mexiko-Reise, die sicher bald folgen wird. Auch bringt sie mir ihre Sprache naeher.
Einen Tag spaeter (gestern) sah ich mir Monte Albán an, eine wichtige, ueberraschend gruene (viel Vegetation; die mexikanische Veg. ist im Vergleich zu unserer nicht viel anders) archaeologische Anlage auf einem Huegel ueber Oaxaca, nicht weit von der Stadt entfernt.
Am Abend nahm ich dann schlieszlich einen Bus nach Tuxtla Gutiérrez; gut, in Wirklichkeit waren es zwei: Es gab keine Tickets fuer den Direktbus Oaxaca-Tuxtla mehr, also musste ich in Tehuantepec am Isthmus gleich 3 Stunden (von Mitternacht bis 3 Uhr Frueh) warten und umsteigen.
Seit heute bin ich also in der Hauptstadt des revolutionaeren Bundesstaates Chiapas, der durch die Zapatistenaufstaende weltweite Aufmerksamkeit erlangte. Tuxtla Gutiérrez ist eine moderne Stadt. Man moechte es kaum glauben, aber ich wuerde fast sagen, hier werden teurere und bessere Schlitten gefahren als in den noerdlicheren Landesteilen. Ich besichtigte heute den atemberaubenden Cañón del Sumidero - in unmittelbarer Naehe von Chiapa de Corzo gelegen. Man faehrt den Fluss Grijalva mit Motorbooten entlang - mitten im 1.200 Meter tiefen und 60 Kilometer langen Canyon. Auch der hier ansaessige Zoo mit vielen, v.a. heimischen Tierarten ist mehr als nur sehenswert. Meine Sympathie gilt vor allem den (mexikanischen) Agoutis.
¡Hasta siempre!
Euer Cristóbal (heute Abend Treffen mit Subcomandante Marcos)

Montag, August 07, 2006

Oaxaca

Ort... OAXACA DE JUÁREZ, Oaxaca
Wetter... 16-28 °C, unterschiedl. bewoelkt-vereinzelt Schauer

inzwischen besuchte Orte: MORELIA und PÁTZCUARO, Michoacán

Nach einem Busmarathon von Pátzcuaro ueber Mexiko-Stadt bin ich nun nach insgesamt circa 12 Stunden Fahrt in Oaxaca angekommen - diese Stadt liegt schon relativ weit im Sueden Mexikos.
Pátzcuaro ist eine nette kleine Stadt und beruehmt fuer ihren See mit einer (groszen und mehreren kleinen) Insel(n) darin; man kann mit Booten dorthin gelangen. Das Ganze erinnerte mich an Bled in Slowenien. Die so genannten Schmetterlingsfischer sind ein mexikanisches Wahrzeichen. Die kulinarische Spezialitaet hier ist einmal mehr auf die lokalen biologischen und geographischen Gegebenheiten zurueckzufuehren: Kleine Fische aus dem See werden frittiert und wie Pommes Frites verkauft und gegessen. Natur oder mit Chili.
Zuvor hielt ich mich in Morelia auf, der Hauptstadt des Bundesstaates Michoacán und damit Heimat der im ganzen Land verbreiteten "La Michoacána"-Laeden, wo dem Kunden koestliche Eisvariationen, Aguas Frescas u.v.m. angeboten werden. Faszinierend in Morelia ist jeden Samstagabend (ca. 20:45 Uhr) das Spektakel vor der Kathedrale: Diese wird zunehmend erleuchtet, dazu erklingt passende Musik, und auch auf ein Feuerwerk wird nicht verzichtet.
Nun steht aber Oaxaca (sprich: "óa-hacka") am Programm;
LG, Nezahualcóyotl

Freitag, August 04, 2006

Popocatépetl & Iztaccíhuatl

Ort... México D.F.
inwischen besuchte Orte: ATLIXCO, CHOLULA und PUEBLA; jeweils Puebla

Befinde mich zwar wieder in Mexiko-Stadt, war jedoch gestern und heute im Bundesstaat Puebla unterwegs: Die Autobahnen Mexikos sind generell in einem sehr guten Zustand, es macht Spasz, hier zu fahren. In Atlixco, wo sich Juanjo ein neues Auto (Nissan Platina) zugelegt hat, ist es richtig angenehm - vor allem, wenn man gerade aus der Hauptstadt kommt. Die Kleinstadt Atlixco liegt quasi am Fusze des aktiven Popocatépetl, den man leider auf Grund starker Bewoelkung in der Regenzeit, in der wir uns gerade befinden, oft nur wenig oder gar nicht sieht. Auch der Zwillingsvulkan Iztaccíhuatl ist auszerst interessant und liegt gleich daneben.
In Cholula ist eine der renommiertesten und teuersten (Privat-)Universitaeten Mexikos, wenn nicht sogar Lateinamerikas angesiedelt: UDLA (Universidad de las Américas) Puebla; Juanjo studierte hier Linguistik, des Weiteren gibt es ein recht interessantes Anthropologie-Programm. Cholula ist uebrigens auch eine wichtige archaeologische Staette: Hier befindet sich eine riesige zugeschuettete Pyramide mit einer Kirche darauf (siehe Wikipedia). In dieser Stadt bekam ich den ersten, sehr gut gelungenen Haarschnitt meiner Reise von einem 17-jaehrigen Amigo.
In Puebla (Stichwort VW) selbst waren wir nur, um das Copa Libertadores-Semifinal-Rueckspiel der Chivas Guadalajara anzusehen, die jedoch in São Paulo mit 0:3 untergingen (Gesamtscore 0:4). Begonnen hatte das Spiel mit einem hoffnungsvollen Elfer fuer GDL, der stuemperhaft vergeben wurde.
Sehr interessant ist die lokale Delikatesse "mole poblano" - Huhn in einer schwarzen Sosze, die aus Schokolade und pikanten Gewuerzen besteht. Ausgezeichnet! Dazu werden arroz (Reis) und frijoles (Bohnen, fast ueberall dabei) aufgetischt. Weiteres bezueglich Spezialitaeten: Zunehmend wird der Einfluss Oaxacas erkennbar, wo sehr gerne gebratene, gegrillte und frittierte "chapulines" angeboten werden: dies sind miniheuschreckenaehnliche Insekten.
Die Luft hier in Mexiko-S. ist katastrophal, wie wird das Ganze in 50 Jahren ausschauen? So kann es nicht weitergehen... Man sieht die Sterne nicht auf Grund des Smogs. Jedoch kann man riechen, was etwa ein Park mit Baeumen und Gruenflaechen ausmacht: Deutlich frischere Luft nur beim Vorbeifahren! Zur Slumbildung ist zu sagen, dass es Richtung Puebla nicht derart schlimme Ghettos gibt wie man sie oft in den Medien sieht; anderswo in Mexiko-S. sind deutlich katastrophalere anzutreffen.
Teotihuacán ist natuerlich ein Muss, das mache ich morgen.
LG, Moctezuma

Mittwoch, August 02, 2006

25 Millionen auf einem Fleck

Ort... CIUDAD DE MÉXICO, D.F.
Wetter... 14-23 °C, unterschiedl. bewoelkt-vereinzelt Schauer

Stationen, aus denen ich mich nicht gemeldet habe: DOLORES HIDALGO und SAN MIGUEL DE ALLENDE, jeweils Gto.

Juanjo, den ich bei der Anti-Bush-Demo in Wien Ende Juni kennen gelernt habe, haelt sich nur noch bis 4.8. in Mexiko auf... Darum entschloss ich mich, ihn noch vor diesem Datum zu besuchen. Auch liesz ich es mir nicht entgehen, zwei weitere Staedt(ch)e(n) im Bundesstaat Guanajuato zu besichtigen: Ich fuhr nach Dolores Hidalgo und dann gleich weiter nach San Miguel de Allende. Dies sind zwei sehr interessante Orte, jedoch nicht so schoen wie etwa Guanajuato selbst. Nichtsdestotrotz gab es in Dolores sehr gutes Eis, das ich mir natuerlich nicht entgehen lassen durfte: Ich liesz mir aguacate (Avocado), guanábana (sehr gute Frucht; Saefte mit diesem Geschmack gibt es bei uns auch in tuerkisch-arabischen Lebensmittellaeden zu kaufen) und chocolate raufspachteln. Davor genoss ich einen Maiskolben mit limón y chile (wie kann es in MEX anders sein?).
Am spaeten Nachmittag nahm ich dann endgueltig einen ETN-Bus ("la línea más cómoda", haelt, was es verspricht) nach México Norte, wo ich gestern gegen 22 Uhr ankam. Juanjo holte mich mit seinem Nissan ab und chauffierte mich rund 1 Stunde durch die Mega-Stadt - sein Elternhaus befindet sich am anderen Ende.
Heute stand die Hauptstadt Mexikos am Programm - Zócalo, Palacio de Bellas Artes, Torre Latinoamericana, u.v.m. Der Verkehr ist ein Irrsinn, man kommt kaum voran, nicht nur zu Stoszzeiten. Auch die Metro ist lustig, sie aehnelt der in Wien (oder schauen alle Metros ziemlich gleich aus?! ;)) Wenn man in Mexiko-Stadt ist, muss man einmal im "Casa de los Azulejos" - einem ebenfalls sagenhaften Bauwerk - gespeist haben... wie wir heute.
Morgen steht Puebla, circa 1,5 Autostunden von hier entfernt, am Programm: Juanjo besucht einen Freund, ich schliesze mich ihm freilich an. Endlich werde ich zum ersten Mal hier in Mexiko ein Auto am Highway lenken!
Euer Cristóbal